Der Wedding kommt


von Maria Malzew // 


Die drei Freundinnen Roxy, Luisa und Mia treffen sich freitags in der Berliner U-Bahn vom Wedding nach Neukölln auf dem Weg zur nächsten Party. Beim Vorglühen werden dabei die wichtigsten Fragen ihres Lebens geklärt: von modernen Beziehungen bis zur beruflichen Selbstfindung.

 
Abbildung: Screenshot aus Der Wedding kommt.

Anmerkung

Produziert im Auftrag von funk, feierte die Webserie Der Wedding kommt mit einer Silvesterfolge am 31. Dezember 2016 ihre Premiere auf Facebook. Die Serie wurde von einem überwiegend weiblichen Produktionsteam entwickelt und positionierte sich laut eigener Angaben vor allem als Format über eine Gruppe moderner, unabhängiger Frauen, die als Identifikationsfiguren dienen sollen. Inhaltlich spricht die Webserie auch solche Themen und Probleme an, die mit üblichen gesellschaftlichen Konventionen in Bezug auf Weiblichkeit brechen: So wird in einer der Folgen von der „tauben Muschi“ gesprochen oder in der anderen – die Thematik der offenen Beziehung in den Mittelpunkt gestellt.

Die Regisseurin Isabel Barak spricht davon, dass die Serie „auf humorvolle Weise einen modernen Feminismus zeigt, (…) ohne in Klischees zu verfallen“. Das feministische Missy Magazine vergleicht die Webserie sogar mit der gefeierten amerikanischen Serie Girls – und tatsächlich sind thematische Einflüsse aus dem amerikanischen Vorbild erkennbar. In beiden Serien geht es um Frauen, die mit Sex, Beziehungen und sich selbst klarzukommen versuchen. Girls wird jedoch häufig gerade dafür gelobt, wie ehrlich, unglamourös und schonungslos die Frauen und ihr Leben dargestellt werden. Von der scharfsinnigen Schonungslosigkeit einer Lena Dunham ist bei Der Wedding kommt dagegen nicht viel zu spüren. Die Webserie geht deutlich sanfter mit ihren Protagonistinnen um, die jeweils einem spezifischen Stereotypen zugeordnet werden können – Roxy als Sexbombe, Mia als Möchtegern-Start-Up-Unternehmerin und Luisa als naives Mädchen von nebenan – aus dem sie nur selten innerhalb der Handlung ausbrechen dürfen. Selbst wenn die Mädels nach einer durchzechten Nacht mit verschmiertem Make-Up dargestellt werden, bleiben sie den Zwängen ihrer Rollen häufig weiterhin treu. Dabei beweisen gelungene Szenen wie beispielsweise in der sechsten Folge „Alt und Einsam“, wenn die Sexbombe Roxy ihren 30esten Geburtstag feiert und auf dem Weg nach Hause glaubwürdig und verletzlich wirkt, dass es auch anders geht. Für die bereits geplante zweite Staffel wären mehr solche Augenblicke wünschenswert.

Trotz der kleineren Schwächen ist Der Wedding kommt eine technisch einwandfreie und unterhaltsame Webserie, die eine Frauenfreundschaft in den Mittelpunkt rückt. Während im US-Fernsehen immer mehr Frauen wie Tina Fey, Lena Dunham, Jill Soloway und Shonda Rhimes ihre eigenen Shows schreiben und produzieren, gibt es in Deutschland vor und hinter der Kamera immer noch sehr wenig weibliche Produktionsteams. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Tatsache in den nächsten Jahren ändern wird und mehr Produktionen entstehen, die eine weibliche Perspektive verstärkt in den Fokus stellen.

 

Angaben

Staffeln: 1
Episoden: 6
Episodenlänge: ca. 5 Minuten
Zuerst gezeigt auf: Facebook
Produktion: UFA LAB im Auftrag von Funk
Jahr: 2017
Genre: Komödie


Abrufbar unter: 

YouTube

 

Sonstige Quellen

Dockterman, Eliana (2015). "Why We Need More Women Creating TV Shows." TIME Magazine.
Nussbaum, Emily (2012). "It's different for 'Girls': Lena Dunham's new show is like nothing else on TV." New York Magazine.
Runciman, Svenja (2016). "Der Wedding kommt: Neue Facebook-Serie". Goldene Kamera.
Umuhire, Amelia (2017). "Lena Dunham trifft auf Anke Engelke: Isabel Braaks Webserie handelt von Freundinneschaft, Sex und dem Großstadtleben. Ein Interview." Missy Magazine.
(Zugriff: 14.06.2017)

(Maria Malzew, 14.06.2017)