Skam Austin
Im Mittelpunkt der US-amerikanischen Webserie Skam Austin steht eine Gruppe von Schüler*innen, die die Bouldin High School in der texanischen Hauptstadt Austin besucht. Die behandelten Themen sind vielfältig und reichen von Freundschaft und Beziehungsproblemen über Homosexualität, Religion und Rassismus bis hin zu psychischen Erkrankungen, Alkoholmissbrauch, Essstörungen und sexueller Gewalt. Bei Skam Austin handelt es sich nach Skam France, Druck und Skam Italia um die vierte Adaption der erfolgreichen norwegischen Webserie Skam. Während Skam abschließend vier Staffeln umfasst, sind von Skam Austin bisher lediglich zwei Staffeln produziert und veröffentlicht worden. Ob die Webserie um weitere Staffeln verlängert wird, wurde offiziell bisher nicht bekanntgegeben (Stand: 24.09.2020).
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Abbildung: Screenshot aus Skam Austin. |
Die erste Staffel von Skam Austin beleuchtet
den Alltag der sechzehnjährigen Megan, der es nach einem Streit mit ihrer
ehemals besten Freundin Abby und ihrem Ausstieg aus dem gemeinsamen Tanzteam –
den ‚Bouldin Kittens‘ – an gleichaltrigen Freundinnen fehlt. Obwohl Megan viel
Zeit mit ihrem Freund Marlon und dessen Clique verbringt, leidet sie sehr unter
ihrer Außenseiterposition und dem fehlenden Anschluss. Das ändert sich, als
Megan auf einer Schulveranstaltung Grace, Josefina (‚Jo‘) und Kelsey
kennenlernt. Auf Kelseys Vorschlag hin gründen die vier eine neue Tanzgruppe,
zu der sich wenig später auch ihre Mitschülerin Zoya gesellt. Während die
Mädchen immer mehr zu einer festen Einheit zusammenwachsen, stürzen alte und
neue Konflikte Megans Beziehung mit Marlon in eine ernste Krise.
Protagonistin der zweiten Staffel, die etwa ein Jahr
nach der ersten einsetzt, ist Megans Freundin Grace, deren feministische Überzeugungen
auf eine harte Probe gestellt werden, als sie sich in Daniel, den größten
Mädchenschwarm der Schule, verliebt. Ihr Gewissenskonflikt wird dadurch
verstärkt, dass Kelsey ebenfalls Gefühle für Daniel hegt, in Folge dessen Grace
sich nicht nur zunehmend mit ihren eigenen Prinzipien, sondern darüber hinaus
mit Fragen der Loyalität konfrontiert sieht. Als nach einer durchzechten Nacht
plötzlich Nacktbilder von ihr auftauchen und Daniel in eine brutale Schlägerei
verwickelt wird, gerät Graces Leben vollends aus den Fugen.
Figuration
Wer mit der norwegischen Webserie Skam und ihren
internationalen Versionen vertraut ist, weiß, dass die in den Adaptionen
auftretenden Figuren – trotz der gewohnten Namensänderungen – in der Regel
schnell ihren norwegischen Vorbildern zugeordnet werden können. Auch in Skam
Austin wird die Figurenkonstellation des Originals größtenteils beibehalten
– mit einer erwähnenswerten Ausnahme.
So lässt die Webserie die Zuschauer*innen lange
darüber im Unklaren, bei welchem Charakter es sich um die US-amerikanische
Entsprechung von Isak, der im Original als homosexuell angelegten Figur des
Isak handelt. Der Grund dafür liegt darin, dass es in Skam Austin gleich
zwei Figuren in Marlons näherem Freundeskreis gibt, die für die Rolle von
Jonas’ schwulen besten Freund Isak infrage kämen. Zum einen wäre da Tyler, dessen
Homosexualität in der zweiten Staffel zwar offen demonstriert, in der ersten Staffel
allerdings noch nicht thematisiert wird; zum anderen Shay, die erst am Ende der
ersten Staffel – wenngleich nur im Wissen von Megan und Grace – geoutet wird.
Shay ist es auch, die – in Anlehnung an den originalen Handlungsverlauf –
versucht, Marlons und Megans Beziehung zu sabotieren, doch rührt ihre
Eifersucht nicht daher, dass sie sich in Marlon verliebt hat, sondern in Megan.
Der Umstand, dass sich die Merkmale der norwegischen Figur Isak in Skam
Austin auf zwei Charaktere zu verteilen scheinen, stellt nicht nur eine
Abweichung von Skam und den anderen Adaptionen dar, sondern provoziert mutmaßlich
einen Bruch mit den Erwartungshaltungen der Rezipient*innen. Trotz der großen
Übereinstimmung zwischen Shays und Isaks Handlungssträngen ist anzunehmen, dass
Kenner*innen der ersten Skam-Staffel – aufgrund der bloßen Tatsache,
dass Tyler ebenfalls männlich ist – zunächst ihn für Isaks US-amerikanisches
Pendant halten. Dadurch, dass Shays sexuelle Orientierung sowie ihr romantisches
Interesse an Megan erst im Staffelfinale offenbart werden, gewinnt der plot
twist – die Enthüllung, dass entgegen den Erwartungen primär Shay Isaks
Rolle einnimmt – zusätzlich an Gewicht.
Mit Ende der ersten Staffel ist das Verwirrspiel um
Shay und Tyler jedoch längst nicht vorbei, sondern wird in der zweiten Staffel
von Skam Austin weiter vorangetrieben. Auf der einen Seite versucht Shay
– erneut im Einklang mit Isaks Handlungsstrang –, ihre Homosexualität zu
verstecken, indem sie Personen des anderen Geschlechts datet. Auf der anderen
Seite wird in den letzten beiden Folgen mittels mehrerer, teilweise als
Cliffhanger fungierender Hinweise auf Tylers Depression und seine heimliche
Affäre mit einem von Daniels Freunden ein neuer Handlungsbogen eröffnet. Ungeachtet
dessen, dass er während der zweiten Staffel kaum screen time
zugesprochen bekommt, entsteht so der Eindruck, dass Tyler, nicht Shay, Protagonist
einer potenziellen dritten Staffel werden und damit eine Position einnehmen
könnte, die im norwegischen Skam Isak zuteilwird.
Obgleich die Frage nach Isaks US-amerikanischer Entsprechung mit Blick auf Skam Austin nicht eindeutig beantwortet werden kann, ist die verstärkte Repräsentation queerer Charaktere dennoch hervorzuheben, da sie maßgeblich zur Diversität des Figurenensembles beiträgt. Aufgrund dessen, dass Charaktere, die in Skam männlich besetzt sind, in Skam Austin von Darstellerinnen gespielt werden – neben Shay wäre hier zum Beispiel Graces lesbische Mitbewohnerin und Eskilds US-amerikanisches Pendant Eve zu nennen –, kann zudem festgehalten werden, dass die US-amerikanische Version noch stärker als die norwegische auf ein mehrheitlich weibliches Figurenensemble setzt. In diesem Kontext sei auch auf das vermehrte Auftreten ethnischer und religiöser Minderheiten verwiesen, die in Gestalt von Jo und Jordan, die hispanoamerikanischer Herkunft sind, Poonam, einer Mitschülerin mit indischen Wurzeln, sowie der schwarzen Muslima Zoya den Haupt- bzw. Nebencast komplementieren.
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Abbildung: Screenshot aus Skam Austin. |
Thematische Struktur
Wie im vorangegangenen Abschnitt bereits angedeutet,
wurden die Haupthandlungsstränge des norwegischen Originals von Skam Austin
weitestgehend übernommen. Jedoch hält auch die US-amerikanische Adaptation hin und
wieder einige Neuerungen bereit. Dazu gehören – neben den vertauschten
Geschlechtern der Charaktere und den damit einhergehenden Änderungen im Handlungsverlauf
– Jos Flirt mit ihrer Online-Bekanntschaft Damian sowie Marlons, Shays und
Tylers gemeinsames Bandprojekt.
Größere Abweichungen äußern sich in Skam Austin
im Zusammenhang mit einer weiteren charakteristischen Eigenschaft des
norwegischen Originals. In ihrem wissenschaftlichen Beitrag zu Skam
führen Markus Kuhn und Maria Malzew den internationalen Erfolg sowie die „länder-
und kulturübergreifende Wirkung“ (2018, 87) der norwegischen Webserie vor allem
auf die „Verbindung von Lokalem und Globalem“ (2018, 86) zurück. Universelle
Themen wie Freundschaft, Liebe und Sexualität werden mit lokal verankerten
Handlungsmotiven gepaart, wobei letztere das „Serienverstehen“ (Kuhn/Malzew
2018, 87) keinesfalls beeinträchtigen, sondern – ganz im Gegenteil – das
Seherlebnis genussvoller und vielfältiger gestalten. Mag die Gegenüberstellung
von leicht wiedererkennbaren Thematiken auf der einen und ortsgebundenen
Traditionen auf der anderen Seite zunächst als Widerspruch erscheinen, gehen
Kuhn und Malzew davon aus, dass Skam auch für Rezipient*innen außerhalb
Skandinaviens nachvollziehbar bleibt (vgl. 2018, 86 f.). Zum einen muss gesagt
werden, dass die kulturell spezifischen Handlungsmotive – darunter der
norwegische Nationalfeiertag und die Vorbereitung auf die ‚Russ‘-Feier der
Abiturklassen – nie derartig in den Handlungsverlauf eingreifen, dass es internationalen
Zuschauer*innen unmöglich wäre, dem weiteren Geschehen zu folgen (vgl.
Kuhn/Malzew 2018, 87). Zum anderen bieten die lokal verankerten Spezifika durchaus
auch einem nicht-norwegischen Publikum „Anknüpfungspunkte für eigene Erlebnisse“
(Kuhn/Malzew 2018, 86), da die meisten Zuschauer*innen kaum Probleme haben
sollten, diese in für sie verständliche Muster zu übersetzen. Vor dem
Hintergrund, dass sich Skam Austin – wie Skam (vgl. Kuhn/Malzew
2018, 69 f.) – an bekannten Genremustern des US-amerikanischen Highschool-Films
und Teen-Pics bedient, ist anzunehmen, dass die Identifikation mit den in der
Adaption gezeigten landestypischen Besonderheiten allein schon aufgrund des
räumlichen Settings leicht fallen dürfte. So handelt es sich sowohl beim
‚Prom‘, dem Abschlussball am Ende des Schuljahres, als auch bei den ‚Bouldin
Kittens‘ und Daniels Football-Team um Handlungsmotive, die so oder so ähnlich bereits
in zahlreichen US-amerikanischen Jugendfilmen – wie She's All That (USA
1999), Mean Girls (USA 2004) und Easy A (USA 2010) – und Jugendserien – darunter The O.C. (USA
2003–2007) und One Tree Hill (USA 2003–2012) – abgebildet wurden (vgl.
Kuhn 2013, 199 f.). Angesichts der häufigen medialen Reproduktion des
Highschool-Settings und des dort verhafteten Figurenensembles aus zickigen
Tänzerinnen und eingebildeten Football-Jocks ist es im Umkehrschluss allerdings
fraglich, ob die kulturell spezifischen Inhalte in Skam Austin einen
ähnlich großen Reiz auf internationale Zuschauer*innen ausüben können wie die
norwegischen Sitten und Gebräuche in Skam (vgl. Kuhn/Malzew 2018, 87 f.).
Dass Skam Austin trotzdem nicht zu einer klischeehaften und
einfallslosen Highschool-Serie verkommt, ist vor allem zwei dramaturgischen
Entscheidungen zu verdanken.
Wie Kuhn und Malzew am Beispiel von Skam
deutlich machen, orientiert sich die norwegische Webserie zwar vordergründig an
den Genrekonventionen des Highschool-Films, transformiert und missachtet diese
aber letztendlich (vgl. 2018, 71). Selbiges ist auch in Skam Austin zu
beobachten, wie erneut mit Blick auf die Protagonist*innen der Webserie
deutlich wird. Charaktere, die zu Beginn oberflächlich und durchschaubar
daherkommen, entpuppen sich im weiteren Handlungsverlauf als vielschichtig und
komplex (vgl. Kuhn/Malzew 2018, 70 f.). Kelsey, die anfänglich nur auf
Äußerlichkeiten und Anerkennung bedacht ist, beweist später Charakterstärke und
emotionale Reife, als sie Grace verzeiht, dass diese sich hinter ihrem Rücken mit
Daniel trifft. Und auch Daniel, der in der ersten Staffel noch durch sein kontrollierendes,
manipulatives und egoistisches Verhalten auffällt, gibt im Laufe der zweiten
Staffel mehr und mehr seine sensible Seite preis. Obwohl Figuren wie Kelsey und
Daniel zunächst „konventionelle[n] Charaktermuster[n]“ (Kuhn/Malzew 2018, 70)
zu entsprechen scheinen, offenbaren sie letzten Endes eine Mehrdimensionalität,
mittels derer sich Skam Austin gängigen Genremerkmalen widersetzt. Damit
einher geht, dass der ‚Prom‘ – eines der prominentesten Handlungsmotive des
Highschool-Films (vgl. Kuhn 2013, 200) – in Skam Austin zwar stattfindet
(vgl. S02E09), dieser jedoch so wenig Raum einnimmt, dass er weder andere gewichtigere
Handlungsstränge – wie Graces Befürchtung, von Daniels Bruder vergewaltigt
worden zu sein – überlagert noch den krönenden Abschluss der Staffel bildet.
Fast schon nebensächlich werden die Ballszenen inmitten einer Folge platziert.
Des Weiteren gewinnen einige Themen, die als
universell verständlich eingestuft werden können, durch ihre Überführung in einen
US-amerikanischen Kontext an besonderer Relevanz. Obwohl beispielsweise die
gesellschaftliche Marginalisierung von Muslimen auch in Skam und anderen
Adaptionen Erwähnung findet, verlangt ihre Berücksichtigung in Skam Austin
nach einer gesonderten Betrachtung. So unterscheiden sich die Anfeindungen, mit
denen Zoya an der US-amerikanischen Highschool zu kämpfen hat, von denen, die
sich Sana an ihrer norwegischen Schule anhören muss. Während jemand auf Sanas
Spindtür das Wort „Sharmuta“ (Skam, S02E09) – ‚Schlampe‘ – schmiert,
wird Zoya als „Terrorist“ (Skam Austin, S02E06) tituliert. Gegenüber
ihren Freundinnen schimpft Zoya an anderer Stelle: „I’m a black muslim living in
one of the reddest states of America. I’m the biggest loser of all“ (Skam
Austin, S01E02). Bietet sie als schwarze junge Frau, die in einem
republikanisch dominierten Bundesstaat wie Texas lebt, bereits genug
Angriffsfläche für rassistische Hetze, ist Zoya als gläubige, Hijab tragende
Muslima zudem einer Form des religiösen Hasses ausgesetzt, die fest in der jüngeren
US-amerikanischen Geschichte begründet liegt. Seit den Anschlägen vom 11.
September 2001, die die USA in einen nationalen Ausnahmezustand versetzten und in
einem weltweiten War on Terror mündeten, haben rassistische bzw. antimuslimische
Ressentiments innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft deutlich zugenommen.
Eine 2018 veröffentlichte Studie des Institute for Social Policy and
Understanding (ISPU) zeigt, dass 66% der befragten schwarzen bzw. afroamerikanischen
Muslime schon einmal Opfer rassistischer Diskriminierung geworden sind (vgl. Unbekannt
2020). Die Tatsache also, dass Skam Austin durch Zoyas Präsenz und
Kommentare auf diese Problematik aufmerksam macht, unterstreicht einmal mehr,
wie sehr die Webserie um Aktualität und Diversität bemüht ist. Außerdem wird
deutlich, dass sich die lokale Verankerung von Skam Austin weniger in
offensichtlichen Motiven wie dem ‚Prom‘ niederschlägt, sondern vielmehr in
Thematiken versteckt liegt, die bereits aus den restlichen Skam-Versionen
bekannt sein dürften, übertragen auf ein US-amerikanisches Setting jedoch eine
neue Brisanz erhalten.
Produktion und Distribution
Produziert wurde Skam Austin von XIX
Entertainment, der Produktionsfirma des Musikmanagers und
Fernsehproduzenten Simon Fuller, der bereits Formate wie Pop Idol und So
You Think You Can Dance ins Leben gerufen hat. War Julie Andem, die
norwegische Erfinderin von Skam, während der Produktion der ersten Staffel
von Skam Austin noch als Showrunnerin, Regisseurin und – zusammen mit Sarah
Heyward – als Drehbuchautorin tätig, zog sie sich mit Produktionsstart der
zweiten Staffel von ihren bisherigen Aufgaben zurück und trat von da an
lediglich in beratender Funktion auf. Stattdessen führte Phillip Bartell Regie;
Karen DiConcetto, Marlana Hope und Jessie Kahnweiler teilten sich die Arbeit am
Drehbuch.
In Bezug auf die Art der Distribution orientiert
sich Skam Austin abermals an der norwegischen Version. Ohne
Vorankündigung und in unregelmäßigen Abständen wurden im Laufe einer Woche
mehrere kurze Videoclips von wenigen Minuten Länge online veröffentlicht. Jeden
Freitag erfolgte dann der Upload einer neuen Episode, bei der es sich um einen
Zusammenschnitt aus allen Clips der jeweiligen Woche handelt.
Der erste Clip der ersten Staffel wurde am 24. April
2018 auf Facebook Watch, dem Streaming-Dienst der Social-Media-Plattform
Facebook, veröffentlicht. Am 27. April 2018 folgte die erste Episode;
die letzte Episode wurde am 15. Juni 2018 hochgeladen. Die Ausstrahlung der
zweiten Staffel fand vom 15. März bis 24. Mai 2019 statt. Was die Abrufbarkeit
der Webserie betrifft, hält man an dem bewährten Konzept des norwegischen
Originals fest: So können ausschließlich Personen innerhalb des Produktionslandes
auf die Episoden zugreifen. Dadurch, dass es sich bei Skam Austin um ein
Angebot von Facebook handelt und daher von vornherein nur
Internetnutzer*innen mit einem Facebook-Account die Inhalte einsehen
können, wird die Zugänglichkeit zusätzlich eingeschränkt. Da sich anders als
bei Skam und anderen Adaptionen der komplette Internetauftritt von Skam
Austin auf Facebook konzentriert, gibt es zudem keine offizielle
Website zur Serie, die abseits des Sozialen Netzwerks aufgerufen werden könnte.
Für diejenigen, die über eine norwegische IP-Adresse verfügen, sind die Folgen
von Skam Austin jedoch mittlerweile über die Online-Mediathek des
norwegischen Fernsehsenders NRK TV zugänglich.
Eines der auffälligsten Merkmale von Skam Austin
ist, dass die Serie – wie für alle Skam-Versionen typisch – sowohl in –
vermeintlicher – Echtzeit als auch transmedial erzählt. Das bedeutet erstens,
dass der Upload-Zeitpunkt der Videoclips stets dem Wochentag und der Uhrzeit entspricht,
zu der die gezeigten Szenen spielen. Hervorgehoben wird dies durch korrespondierende
Textinserts zu Beginn jedes Videos. Zweitens wurde die Ausstrahlung der Clips von
zusätzlichen Webinhalten wie Instagram-Posts und Chatverläufen begleitet,
die auf der Facebook-Seite zur Webserie und den Social-Media-Accounts der Charaktere – ebenfalls in Echtzeit – geteilt wurden. User*innen
hatten online die Möglichkeit, mit den Figuren aus Skam Austin in
Interaktion zu treten, indem sie beispielsweise auf Instagram gepostete
Fotos, Videos und Stories liken, kommentieren und teilen konnten. Bisweilen orientierten
sich die Postings und die Online-Aktivität der Figuren an spezifischen
Ereignissen in der Serienhandlung. Neben Graces Essay, das sie gegen Ende der
zweiten Staffel verfasst, findet sich online auch der auf Soundcloud
geteilte Song „Life In Italics“ von Marlons Band Clout from Grandma’s Closet,
den er, Shay und Tyler im Finale der zweiten Staffel performen. Als Shay in der
ersten Staffel kurzzeitig ihr Instagram-Profil deaktiviert, war dieses
auch abseits der fiktionalen Serienwelt nicht mehr aufrufbar. Die transmediale
Erzählstruktur von Skam Austin fungiert insgesamt als Authentifizierungsstrategie,
die zur Folge hat, dass die Grenze zwischen Fiktion und Realität immer mehr
verwischt und eine Publikumsnähe geschaffen wird, die schon Skam zu weltweiter
Aufmerksamkeit verhalf (vgl. Kuhn/Malzew 2018, 77 f.).
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Abbildung: Screenshot aus Skam Austin (Instagrampräsenz). |
Wie eingangs erwähnt, erstreckt sich Skam Austin
bislang nur auf zwei Staffeln. Obwohl eine Absetzung von Produktionsseite aus
noch nicht offiziell bestätigt wurde, erscheint es zum jetzigen Zeitpunkt dennoch
unwahrscheinlich, dass Skam Austin um weitere Staffeln verlängert wird
(Stand: 24.09.2020). Einen Hinweis auf ein mögliches vorzeitiges Ende der
Webserie lieferte Graces Darstellerin Kennedy Hermansen, die sich Anfang 2020
in einem Livestream auf ihrem Instagram-Account ausfallend über Facebook Watch äußerte und
dem Streaming-Anbieter vorwarf, aus mangelndem Interesse an einer Fortführung Skam
Austin absichtlich nicht mehr beworben zu haben.
Angaben
Clips: 114 [46 (Staffel 1); 68 (Staffel 2)]
Episoden: 18 [8 (Staffel 1); 10 (Staffel 2)]
Episodenlänge: 26–51 Min. (Staffel 1); 18–41 Min. (Staffel 2)
Zuerst gezeigt auf: Facebook Watch
Regie: Julie Andem (Staffel 1); Phillip Bartell (Staffel 2)
Produktion: XIX Entertainment
Autor*innen: Julie Andem, Sarah Heyward (Staffel 1); Karen DiConcetto, Marlana Hope, Jessie Kahnweiler (Staffel 2)
Jahr: 2018–
Genre: Teen-Pic, Coming of Age, Queer
Abrufbar unter:
Facebook
Watch (nur mit US-amerikanischer
IP-Adresse zugänglich): https://www.facebook.com/SKAMaustin/videos
(Zugriff: 24.09.2020).
Online-Mediathek
von NRK TV (nur mit norwegischer IP-Adresse zugänglich): https://tv.nrk.no/serie/skam-austin
(Zugriff: 24.09.2020).
Forschungsliteratur
Kuhn, Markus (2013): „Der Einfluss medialer Rahmungen auf das Spiel mit Genrekonventionen: Die Webserie Prom Queen als Transformation des Highschool-Films im Internet“, in: Henke, Jennifer (et al.) (Hrsg.), Hollywood Reloaded: Genrewandel und Medienerfahrung nach der Jahrtausendwende, Marburg: Schüren, S. 192–217.
Kuhn,
Markus/Maria Malzew (2018): „Zwischen medialer Transformation, kultureller
Aneignung und lokaler Authentizität: Die norwegische Webserie Skam als
Beispiel für die audiovisuelle Vielfalt der Medienkultur der Gegenwart“, in:
Rückert, Frederike (Hrsg.), Bewegte Welt // Bewegte Bilder, München:
kopaed, S. 53–91.
Sonstige
Quellen
Unbekannt (2020): „Research on Racism and the
Experiences and Responses of American Muslims“, in: ispu.org,
Online-Ressource [https://www.ispu.org/research-on-racism-and-the-experiences-and-responses-of-american-muslims/]
(Zugriff: 24.09.2020).
(Sina
Göing, 14.10.2020)